SiGe-Plan: Gründe, Anforderungen, Muster und Kosten

Autor: Johannes Partz / ✅ Aktualisiert am: 15.09.2025

Um Gefahren abzuwehren und Unfälle zu vermeiden, ist ein sogenannter SiGe-Plan bei vielen Bauvorhaben Pflicht. Er hilft dabei, Risiken zu erkennen, gibt Schutzmaßnahmen vor und sorgt so für ein hohes Maß an Sicherheit. Zu erstellen ist der Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan dabei am besten schon während der Planungsphase für ein neues Bauvorhaben. Was er beinhaltet, wie Sie den SiGe-Plan richtig aufstellen und welche Kosten damit verbunden sind, erklären wir in den folgenden Abschnitten.

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SigePlan für Baustelle. Symbolbild

Hintergrund: Was ist ein SiGe-Plan und wann ist er Pflicht?

Unter SiGe-Plan versteht man den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan, der nach Baurecht bei vielen Bauvorhaben Pflicht ist. Im Detail handelt es sich dabei um einen Plan, der Gefahren aufführt, Schutzmaßnahmen definiert und Verantwortliche bestimmt. Was genau im SiGe-Plan steht, regelt die RAB 13 – die 13. Regel zum Arbeitsschutz auf Baustellen. Sie ist die offizielle Leitlinie für den Inhalt und die Erstellung von SiGe-Plänen und enthält Informationen unter anderem zu folgenden Punkten:

  • Anwendungsbereich
  • Inhalte der Planung
  • Struktur für einen SiGe-Plan

Wichtig zu wissen ist dabei, dass es sich bei der RAB 13 nicht um ein Gesetz handelt. Durch die Einhaltung der Vorgaben erfüllen Sie als Bauherr und Koordinator aber die Anforderungen der Baustellenverordnung.

Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan nicht auf jeder Baustelle Pflicht

Pflicht ist ein Sigeplan nicht auf jeder Baustelle. Das lässt sich aus § 2 und § 3 der Baustellenverordnung (BaustellV) ableiten. Diese fordert die Sicherheitsplanung demnach immer dann, wenn:

  • Mehrere Arbeitgeber gleichzeitig oder nacheinander auf der Baustelle tätig sind UND besondere Gefahren im Sinne des Anhangs zur BaustellV vorliegen (z. B. Absturzgefahr, Gefahrstoffe, Arbeiten in großer Tiefe oder Höhe). Ohne besondere Gefahren reicht oft die Vorankündigung.
  • Größere Baustellen mit Vorankündigung nach § 2 Abs. 2 BaustellV eingerichtet werden (d. h. mit mehr als 30 Arbeitstagen mit mehr als 20 Beschäftigten gleichzeitig oder mehr als 500 Personentagen).

Zudem kann es vorkommen, dass die zuständige Behörde im Einzelfall auch ohne Vorliegen der Voraussetzungen die Vorlage eines Sicherheits- und Gesundheitsschutzplans einfordert.

Schema mit Anlässen für einen SiGe Plan

Kein SiGe-Plan auf kleinen Baustellen: Treffen die oben genannten Vorgaben nicht zu, müssen Sie als Bauherr in der Regel keinen Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan erstellen. Das gilt vor allem für kleinere Bauvorhaben mit nur einem Arbeitgeber. Sinnvoll ist es aber auch dort, die möglichen Gefahren zu evaluieren und entsprechende Schutzmaßnahmen zu definieren. 

Experten erstellen die Sicherheitsplanung für Baustellen individuell

Die Erstellung der SiGe-Planung übernimmt ein SiGeKo mit einer besonderen Aus- bzw. Weiterbildung. Die sogenannten Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren können dabei separat beauftragt oder im eigenen Unternehmen angestellt sein. Verfügen Ihre Projektverantwortlichen nicht über die entsprechende Erfahrung, empfiehlt sich immer ein externer Sicherheitskoordinator. Dieser arbeitet neutral und sorgt so neben der Konzeption auch für die ordnungsgemäße Einhaltung des Sigeplans auf Ihrer Baustelle.

Gründe und Vorteile des SiGe-Plans für Ihre Bauvorhaben

Grundsätzlich handelt es sich bei der Aufstellung eines Sicherheits- und Gesundheitsschutzplans um eine Pflicht aus dem Baurecht. Aber auch unabhängig davon sprechen viele Gründe dafür. So zum Beispiel der Schutz der Beschäftigten. Denn die Vorlage eines Sicherheits- und Gesundheitsschutzplans hilft dabei, Gefahren zu erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu definieren. Das verhindert Unfälle und schützt die Gesundheit aller Beteiligten. Zudem beseitigt die übergeordnete Koordination mehrerer Gewerke Reibungspunkte sowie Konflikte auf der Baustelle.

Für Ihr Bauvorhaben hat ein Sigeplan also folgende Vorteile:

  • Rechtssicherheit: Bauherren und Unternehmen erfüllen nachweislich ihre Pflichten
  • Planungssicherheit: Klar geregelte Abläufe sorgen für weniger Stillstände
  • Kostenersparnis: Vorbeugung gegen Ausfallzeiten, Nacharbeiten und Bußgelder
  • Transparenz: Alle Beteiligten haben die gleichen Informationen zu Gefahren und Schutzmaßnahmen

Zudem zeigt ein sicher organisierter Bau Verantwortungsbewusstsein gegenüber Beschäftigten und Auftraggebern. Das trägt zu einem besseren Image bei Kunden, Angestellten und Bewerbern bei.

Schema mit Vorteilen und Nachteilen vom SiGe-Plan

SiGe-Plan: Beispiele und Muster für Ihr Sicherheitskonzept

Der Sigeplan ist keineswegs ein starres Dokument, das Experten im Rahmen der Planung aufstellen. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der im Wesentlichen aus zwei Phasen besteht. Die folgende Übersicht verdeutlicht das:

In der ersten Phase erstellt der eigene oder externe SiGe-Koordinator einen Rahmen für den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan. Dazu ermittelt er zunächst alle Gefahren, die von den auszuführenden Arbeiten und den verwendeten Materialien ausgehen. Er definiert Sicherheitsvorkehrungen, legt wichtige Hinweise für Unternehmen fest und plant alle Arbeiten so, dass auch Gefahren durch parallel laufende Maßnahmen ausbleiben. Letzteres ist dabei besonders herausfordernd, da die SiGe-Planung den Bauablauf zwar sicherer machen soll, diesen aber auch nicht wesentlich verlängern darf.

In der zweiten Phase geht es darum, die im Sigeplan definierten Maßnahmen, Vorkehrungen und Abläufe in der Praxis einzuhalten. Hierfür ist es wichtig, die Baustelle regelmäßig zu begehen und den Rahmenplan flexibel an eventuelle Änderungen anzupassen. Kommt es zu Verstößen, sind diese unbedingt anzumahnen und zu dokumentieren. Nur so ist es möglich, für die Sicherheit auf der Baustelle zu garantieren. Passiert doch einmal ein Unfall, helfen Protokolle dabei, die Schuldfrage zu klären.

Wichtig zu wissen: Der Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan darf nicht in den Aktenordnern des Baubüros verschwinden. Er ist allen Beteiligten mitzuteilen und leicht zugänglich auf der Baustelle auszuhängen. Achten Sie außerdem darauf, den ausgestellten Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan immer aktuell zu halten, um Missverständnisse zu vermeiden.

Die Inhalte des Sicherheits- und Gesundheitsschutzplans im Überblick

Welche Inhalte sich im SiGe-Plan für Ihre Baustelle wiederfinden sollten, ist in der RAB 13 definiert. Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Punkte zusammen:

Die Mindestanforderungen an einen SiGe-Plan nach RAB 13:

  • Informationen zu Beteiligten, Arbeitern und Arbeitsabläufen
  • Aufführen von Gefahren und Gefährdungen auf der Baustelle  
  • Räumliche und zeitliche Zuordnung der Arbeitsabläufe
  • Informationen über Maßnahmen zur Vermeidung/Minimierung von Gefährdungen
  • Informationen über Maßnahmen zur Umsetzung der Arbeitsschutzbestimmungen

Optional empfiehlt die RAB 13, auch folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Aufführung von Gefahren für Dritte (Verkehrssicherungspflicht)
  • Aufzeigen und Anpassen von Ablauf- und Terminplänen im Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan
  • Informations- und Arbeitsmaterialien zum Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Angabe von weiteren Unterlagen, die im Rahmen des SiGe-Plans gelten
  • Aufführen von Ausschreibungstexten für extern zu vergebende Sicherheitsmaßnahmen

Informationen und Dokumente für die fachgerechte Sigeplanung

Um den SiGe-Plan nach dem Beispiel der RAB 13 aufstellen zu können, sind zahlreiche Dokumente und Informationen erforderlich. So benötigen Sigekoordinatoren unter anderem Bauzeichnungen, Leitungspläne und Haushaltsunterlagen zum Bau. Wichtig ist zudem eine Liste mit allen Firmen sowie Beteiligten. Experten benötigen Lagepläne, Baubeschreibungen sowie Bauzeitenpläne und überdies auch alle vorhandenen Gutachten, die auf Gefahren hinweisen könnten. Wichtig zu wissen ist dabei: Ändern sich Dokumente oder Unterlagen im Laufe des Baus, ist die Sicherheits- und Gesundheitsplanung unverzüglich und flexibel an diese Änderungen anzupassen.

SiGe-Plan: Vorlage für Ihre Baustelle zum kostenfreien Download

Der Beispiel-Sigeplan gibt einen Überblick über die Gliederung. Er zeigt, welche Informationen an welcher Stelle zu finden sein sollten und hilft damit beim Aufstellen eines eigenen Sicherheits- und Gesundheitsschutzplans nach Vorgaben der RAB 13.

Tipps zur Planung und zur Durchsetzung Ihres SiGe-Plans

Um den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan nach unserem Muster erstellen und einhalten zu können, sind einige Punkte zu beachten. Die folgende Übersicht zeigt, welche das sind:

  • Frühzeitigkeit: Erstellen Sie den SiGe-Plan bereits in der Planungsphase des Bauvorhabens. So fließen Sicherheitsmaßnahmen rechtzeitig in Ausschreibungen, Bauzeitenpläne und Verträge ein. Spätere Änderungen kosten meist mehr Geld sowie Zeit und sind nicht immer ohne Gegenwehr realisierbar.
  • Koordination: Bestellen Sie einen qualifizierten SiGe-Koordinator. Er stimmt die Gewerke ab, erkennt Konflikte frühzeitig und sorgt dafür, dass Sicherheitsmaßnahmen nicht vergessen werden. Haben Sie erfahrene und entsprechend ausgebildete Fachkräfte im Unternehmen, können auch diese die Aufgaben übernehmen.
  • Übersichtlichkeit: Achten Sie auf eine klare Struktur und leicht verständliche Formulierungen. Ein Plan, den Handwerker und Bauleiter schnell erfassen, wird auch umgesetzt.
  • Aktualität: Prüfen und aktualisieren Sie die Unterlagen regelmäßig. Sobald sich Bauabläufe, Firmen oder Gefährdungen ändern, muss der SiGe-Plan angepasst werden. Nur so bleibt er wirksam.
  • Kommunikation: Planen Sie feste Sicherheitsbesprechungen ein. In diesen Terminen klären Sie offene Fragen mit allen Beteiligten und dokumentieren die Ergebnisse. Das schafft Klarheit, Verbindlichkeit und Transparenz.
  • Verbindlichkeit: Machen Sie den SiGe-Plan für alle ausführenden Firmen zur Pflicht. Sorgen Sie dafür, dass er auf der Baustelle aushängt und jederzeit zugänglich ist.
  • Dokumentation: Lassen Sie Unterweisungen, Sicherheitskontrollen und Änderungen stets schriftlich festhalten. So haben Sie im Ernstfall den Nachweis, dass Sie Ihrer Verantwortung nachgekommen sind.
  • Praktikabilität: Bestehen Sie darauf, dass nur praxisrelevante Maßnahmen im Plan stehen. Ein schlanker und realistischer Sigeplan erhöht die Akzeptanz bei allen Beteiligten.

Gehen Sie selbst mit gutem Beispiel voran. Wenn Bauherren und Bauleitung die Regeln ernst nehmen, folgen die Beschäftigten diesem Verhalten eher und Gefahren lassen sich wirksamer minimieren.

Übrigens: Mit einer Zeitraffer-Kamera oder einer Videoüberwachung für die Baustelle gelingen Kontrolle, Dokumentation und Durchsetzung der Sigeplanung noch besser. Sie können viele Arbeiten und Prozesse aus der Ferne überwachen, reduzieren Baustellenzeiten und sparen Kosten ein.

Unterstützung: Ansprechpartner und Kosten für Fachleute

Haben Sie selbst keine in Sicherheitsfragen erfahrenen Experten im Unternehmen? Dann empfiehlt es sich, einen externen SiGe-Koordinator zu bestellen. Ansprechpartner finden Sie dabei in spezialisierten Ingenieurbüros, Fachbetrieben für Arbeitsschutz sowie über Verbände und Genossenschaften. Wichtig: Die Fachleute sollten unbedingt über ausreichend Erfahrung in baupraktischen sowie bauleitenden Bereichen verfügen. Außerdem ist eine RAB-30-Zusatzqualifikation Pflicht.

Die Kosten der SiGe-Koordinatoren hängen in der Regel sehr stark vom Bauvorhaben ab. Sie liegen üblicherweise bei:

  • 1.000 bis 2.500 Euro für kleine Bauvorhaben wie Einfamilienhäuser
  • 2.500 bis 7.500 Euro für Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte
  • 10.000 Euro und mehr für Büro- sowie Industriegebäude und komplexe Sanierungen

Um die Kosten der SiGe-Planung besser abzuschätzen, können Sie auch mit einem Stundensatz von 80 bis 120 Euro rechnen. Überschlägig ist es alternativ auch möglich, 0,5 bis 1,5 Prozent der Bausumme als Kosten anzusetzen.

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FAQ: Häufig gestellte Fragen und Antworten zum SiGe-Plan

Was ist ein SiGe-Plan?

Ein SiGe-Plan ist der Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan für Ihre Baustelle. Er fasst alle Gefahren, Schutzmaßnahmen und Zuständigkeiten zusammen und sorgt dafür, dass die gesetzlichen Vorgaben der Baustellenverordnung eingehalten werden. Ziel ist es, Unfälle zu vermeiden und den Bauablauf so sicher wie möglich zu gestalten.

Wann ist ein SiGe-Plan Pflicht?

Ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan ist immer dann vorgeschrieben, wenn mehrere Firmen gleichzeitig oder nacheinander auf Ihrer Baustelle tätig sind und besondere Gefahren bestehen. Auch bei großen Projekten mit vielen Beschäftigten müssen Sie einen solchen Plan erstellen lassen. Bei kleinen Bauvorhaben mit nur einem Unternehmen ist die Ausarbeitung in der Regel nicht verpflichtend, sie kann aber trotzdem sinnvoll sein.

Wer erstellt den SiGe-Plan?

In der Regel beauftragen Sie als Bauherr einen externen SiGe-Koordinator. Dieser verfügt über die notwendige Weiterbildung nach RAB 30 und bringt Erfahrung in Bauleitung und Arbeitssicherheit mit. Alternativ können auch qualifizierte Mitarbeiter aus Ihrem Unternehmen diese Aufgabe übernehmen, sofern sie die erforderlichen Kenntnisse haben.

Welche Inhalte gehören in den SiGe-Plan?

Der Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan enthält Informationen über das Bauvorhaben, alle beteiligten Firmen und den zeitlichen Ablauf. Er beschreibt typische Gefahrenquellen wie Absturzrisiken oder den Umgang mit Gefahrstoffen und legt verbindliche Schutzmaßnahmen fest. Außerdem regelt er, wie die Zusammenarbeit der Gewerke organisiert ist und was im Notfall zu tun ist.

Warum lohnt sich ein Sigeplan auch unabhängig von der Pflicht?

Ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan schützt nicht nur Beschäftigte, sondern auch Sie als Bauherr vor hohen Folgekosten. Er sorgt für Rechtssicherheit, verbessert die Abläufe auf der Baustelle und verhindert Verzögerungen durch Unfälle oder Konflikte zwischen Gewerken. Gleichzeitig zeigen Sie Verantwortung und steigern das Vertrauen von Auftraggebern, Mitarbeitern und Partnern.

Was kostet ein Sigeplan?

Die Kosten hängen von Größe und Dauer Ihres Bauprojekts ab. Für ein Einfamilienhaus sollten Sie mit rund 1.000 bis 2.500 Euro rechnen. Bei Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten liegen die Kosten meist zwischen 2.500 und 7.500 Euro. Große und komplexe Bauprojekte können deutlich teurer sein. Eine Faustregel lautet: Kalkulieren Sie mit etwa 0,5 bis 1,5 Prozent der Bausumme oder mit Stundensätzen zwischen 80 und 120 Euro.

Wo finde ich einen SiGe-Koordinator?

Sie finden geeignete Ansprechpartner bei Ingenieurbüros, Fachbetrieben für Arbeitssicherheit, über Ihre Architekten- oder Handwerkskammer sowie über Berufsgenossenschaften. Wichtig ist, dass der Koordinator über die notwendige Zusatzqualifikation und ausreichend Erfahrung in der Praxis verfügt.